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Kartieranleitungen in Nordrhein-Westfalen


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Steckbrief des Biotop- und Lebensraumtypenkatalog NRW

2310 Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista [Dünen im Binnenland] =§30

letzte Änderung: 2022-08-31 -->siehe "Aktuelle Änderungen der Kartiermethode"

Dies sind Eigenschaften eines LRT, die insgesamt erfüllt sein müssen, damit ein konkreter Bestand bzw. eine Biotoptypenfläche einem Lebensraumtyp zugeordnet werden kann. Zu den Definitionskriterien gehören (Prioritätenreihenfolge): die relevanten Definitionen, die Standörtlichen Angaben, die ausschließlich zulässigen Biotoptypen, die obligat zutreffenden Eigenschaften (als Zusatzcode), die diagnostisch relevanten Arten, die typischen Syntaxa sowie die Beachtung der Abgrenzungen gegenüber verwandten Lebensraumtypen.

ist eingeschlossen in 3. offene Binnendünen, offene natürliche Block-, Schutt- und Geröllhalden, Lehm- und Lösswände, Zwergstrauch-, Ginster- und Wacholderheiden, Borstgrasrasen, Trockenrasen, Schwermetallrasen, Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte,

(Fauna-Flora-Habitat) Richtlinie 2006/105/EG DES RATES vom 20. November 2006: 2310 Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista (Dünen im Binnenland)

Interpretation Manual EU27: 2310 Dry sand heaths with Calluna and Genista PAL.CLASS.: 64.1 x 31.223
1) Dunes of the North Sea and Baltic plains, formed of quartzic sands originating in redeposited and reworked glacial drift and outwash. They are highly siliceous in the Netherlands, northern Belgium and north-western Germany, progressively slightly less oligotrophic and with a more continental species assemblage in north-eastern Germany, Poland and the eastern Baltic plain. The dune systems, particularly the large ones, harbour a unique ensemble of interacting communities and harbour many specialised and localised organisms. They have considerably regressed and the remaining examples are fragile and often threatened. Vegetation is dominated by heaths with Calluna and Genista.
2) Plants: Calluna vulgaris, Genista anglica, G. pilosa.
3) Corresponding categories
Nordic classification: "5114 Genista spp.-Calluna vulgaris-typ", "5115 Calluna vulgaris-typ".
5) Malmer, N. (1965). The south-western dwarf shrub heaths. Acta Phytogeogr. Suec. 50:123-130.

Bundesnaturschutzgesetz § 30 Gesetzlich geschützte Biotope: Offene Binnendünen
Vom Wind aufgewehte, waldfreie Sandhügel im Binnenland. Überwiegend handelt es sich um kalkfreie Lockersande, die von schütteren Silbergrasrasen (Corynephorion), Kleinschmielenrasen (Thero-Airion) und ausdauernden Trockenrasen mit geschlossener Grasnarbe (Koelerion glaucae, Amerion elongatae, z.B. mit Grasnelke, Armeria elongata) oder Zwergstrauchgesellschaften bewachsen sind.
Zwergstrauch-, Ginster- und Wacholderheiden
Von Zwergsträuchern, namentlich Heidekrautgewächsen, dominierte Pflanzenformationen, z.T. mit eingestreuten Wacholder- oder Besenginstergebüschen, auf überwiegend bodensauren Standorten vom Flachland bis in die alpine Stufe der Hochgebirge (Ericion tetralicis, Vaccinio-Genistetalia, Loiseleurio-Vaccinietea, Caricetea curvulae, Empetrion nigri). Neben natürlichen Vorkommen auf Dünen, Felsen, Blockhalden, in Mooren und im alpinen Bereich handelt es sich vorwiegend um anthropozoogene Ersatzgesellschaften zumeist bodensaurer Wälder, die durch extensive Beweidung, Plaggenhieb und gelegentliches Abbrennen oder durch Brachfallen von Magerwiesen entstanden sind. Kennzeichnende dominierende Pflanzenarten sind z.B. Heidekraut (Calluna vulgaris), Glockenheide (Erica tetralix), Krähenbeere (Empetrum nigrum), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea), Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), Alpenrose (Rhododendron ferrugineum), Alpen-Bärentraube (Arctostaphylos alpina), Wacholder (Juniperus communis).

Definition für NRW (gilt im Zusammenhang mit den u.st. definitorischen Rubriken): Typischerweise von Zwergsträuchern (Calluna vulgaris, Genista anglica, Genista pilosa) dominierte trockene Heiden auf entkalkten oder kalkarmen Binnendünen (Dünen- und Flugsanddecken >2m Kartenlayer des Geol. Dienstes) mit meist einzelnen Gebüschen. Durch Schafbeweidung oder früher durch Plaggen bzw. Brand entstandene Halbkulturformation.

Verlust des LRT-Status:
Mindestens 1 der diagnostisch relevanten Pflanzenarten muss mit einer Deckung von mehr als 1% (=Häufigkeit "frequent") vorhanden sein.
Der Flächenanteil der Gehölze, Brache- und Störzeiger darf insgesamt maximal 70 % betragen.

Schlüsselfaktoren für das Vorkommen von Trockenheiden auf Binnendünen sind vor allem die durch den Boden und die Dünenmorphologie vorgegebenen schlechten Nährstoff-, Basen- und Wasserhaushaltsverhältnisse. Standort des Lebensraumtyps sind glazial-fluviatile Sandböden der Binnendünen bzw. der Flugsande. Dabei müssen die Flugsande eine Mächtigkeit über 2m aufweisen; oft handelt es sich hierbei um Podsol-Böden, seltener Plaggenesch. Unter jahrhundertelang als Heiden genutzten Flächen sind z.T. massive Ortsteinbildungen vorhanden, dies dürfte auf Dünen jedoch vergleichsweise selten sein.

DA0 = Trockene Heide
DA1 = Calluna- bzw. Sandheide

ra = Binnendüne, Flugsande ODER ra1 = Flugsande

hk = Sandanrisse, offene Stellen, os = gesellschaftstypische Artenkombination vorhanden, stl = ungenutzt, brachgefallen, ti = flechtenreich, ts = vergrast, tt = verbuscht, vf0 = Beweidung, vg0 = Mahd, Wiesennutzung

a) Gefäßpflanzen:
Calluna vulgaris (Besenheide), Carex arenaria (Sand-Segge), Carex ericetorum (Heide-Segge), Cuscuta epithymum (Quendel-Seide), Erica cinerea (Graue Glockenheide), Festuca filiformis (Haar-Schafschwingel), Genista anglica (Englischer Ginster), Genista pilosa (Haar-Ginster), Lycopodium clavatum (Keulen-Bärlapp), Vaccinium myrtillus (Heidelbeere), Vaccinium vitis-idaea (Preiselbeere)
b) Moose:
Hypnum jutlandicum (Heide-Schlafmoos), Polytrichum juniperinum (Wacholder-Widertonmoos), Ptilidium ciliare (Grosses Federchenmoos)
c) Flechten:
Cladonia spec.

Störzeiger:
Calamagrostis epigejos (Land-Reitgras), Campylopus introflexus (Einwärtsgebogenes Krummstielmoos), Lupinus polyphyllus (Vielblättrige Lupine), Pteridium aquilinum (Adlerfarn)

Verband: Genistion pilosae - GPIN-V
Ass./Ges.: Genisto pilosae-Callunetum - G-CA
Verband: Ceratodonto-Polytrichion piliferi - CPPN-V

Standörtlich naheliegende Missverständnisse:
Abgrenzung zu LRT 2330: Kriterium für die Zuordnung sind die unterschiedlichen Vegetationstypen
Abgrenzung zu LRT 4030: Dem Lebensraumtyp 4030 werden die trockenen Heiden außerhalb von Binnendünen bzw. Flugsanden > 2m Mächtigkeit zugeordnet.
Abgrenzung zu LRT 5130: Die Zuordnung zum LRT 5130 erfolgt ab einem Deckungsgrad von Juniperus communis von mehr als 10%
Abgrenzung zu 4010: Feuchtheiden mit Erica tetralix sind bei einem Calluna-Anteil an der Zwergstrauchdeckung von bis zu 50% als Lebensraumtyp 4010 zu erfassen.
Abgrenzung zu LRT 6230: es darf höchstens eine lebensraumtypische Borstgrasrasenart mit einer Deckung von mehr als 1% (=Häufigkeit "frequent") vorkommen, ansonsten wird der LRT 6230 codiert.
Abgrenzung zu NDA0: Dem Lebensraumtyp NDA0 werden die trockenen Heiden zugeordnet, die einen Deckungsgrad von mindestens 10-25% bei den Kleinsträuchern (v.a. Calluna) aufweisen und einen Deckungsgrad der Gehölze, Brache- und Störzeiger von 70-90%.

Dies sind Hinweise für die Kartierung, damit im Gelände die definitionsrelevanten Eigenschaften einer Biotoptypenfläche optimal erkannt und identifiziert werden kann.

Biogeographische Anmerkungen:

Link zur Verbreitungskarte:
http://ffh-bericht-2019.naturschutzinformationen.nrw.de/ffh-bericht-2019/de/nrw-bericht-karten/anhang-d/lrt/2310/atl

Aktuelle Änderungen der Kartiermethode:
2022-08-31: Störzeiger ergänzt/korrigiert
2016-05-17: Definition jetzt mit Hinweis auf Dünenlayer des LANUV; BT-Code DA0 ergänzt; Abgrenzung zu 6230 präzisiert
März 2015 : Änderungen im Teil "Abgrenzungen gegenüber verwandten Biotop- oder Lebensraumtypen", Abgrenzung zu 4010
2013: Die Identifikation des definitionsgemäßen Standortes Binnendüne/Flugsand erfolgt nach Geologischer Karte des GD NRW

Biotopkataster - Kartierung:
Alle Flächen dieses Lebensraumtyps werden in Biotopkatasterflächen integriert.

Biotoptypenkartierung

• in FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten, Geschützten Biotopen, NSG-würdigen Biotopen:
Der Lebensraumtyp 2310 wird in jedem Fall der Biotoptypenkartierung unterzogen und als Gesetzlich geschützte Biotope gekennzeichnet.
Der FFH-LRT 2310 erfährt in jedem Fall eine Erhaltungszustandsbewertung.
Abgrenzungskriterium ist das Auftreten von Calluna vulgaris und/oder Genista anglica, Genista pilosa geprägter Heidevegetation auf Binnendünen bzw. Flugsand mit einer Mächtigkeit von >2m. Die Identifikation dieser Standorte erfolgt anhand der Geologischen Karte des GD NRW (wird vom LANUV zur Verfügung gestellt). Dabei ist die geologische Einheit maßgeblich, die im Bereich einer morphologisch und bezogen auf die Artenzusammensetzung homogenen Einheit auf der überwiegenden Fläche angegeben ist. Von der Zugrundelegung der geologischen Einheit kann in Abstimmung mit dem LANUV gutachterlich bei deutlicher Morphologie abgewichen werden.
Kleinere ebene Bereiche zwischen den Dünen mit entsprechender Heidevegetation sind in den Lebensraumtyp eingeschlossen.
• in Maßnahmenkonzepten (MAKO)
Bestandserfassungen im Rahmen von MAKOs sind in der Regel nur in FFH- und Naturschutzgebieten relevant. Im Kern beinhalten diese Bestandserfassungen die für die Dokumentation der FFH-Gebiete bekannten Biotoptypenkartierungen und Erhaltungszustandsbewertungen.
Außerhalb von Wäldern wird allerdings, abgesehen von gesonderten Absprachen, grundsätzlich flächendeckend kartiert. Besonderes Augenmerk ist außerdem darauf zu richten, dass die erfassten Daten auch als Grundlage für die Ableitung von Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen dienen sollen. Bei den BTs sind daher auch Beeinträchtigungen und, soweit bekannt, bereits durchgeführte Maßnahmen (Vertragsnaturschutz) zu erfassen und gemäß Arbeitsanleitung zu codieren. In den Lebensraumtypen sind im Rahmen der Bewertung des Erhaltungszustandes auch die Unterparameter aufzunehmen, um damit vergleichende Auswertungen zu Veränderungen zu ermöglichen.
Naturschutzfachliche Maßnahmenvorschläge sind nicht originärer Bestandteil der BT-Kartierung, sondern werden im Rahmen der Maßnahmenplanung gesondert erfasst und in der Objektklasse „Maßnahmen“ codiert. Nähere Einzelheiten zum Vorgehen bei Maßnahmenkonzepten enthalten die Arbeitsanleitungen und EDV-Benutzerhandbücher unter: http://88.198.49.242/mako/install
• in ÖFS-Flächen und im Biotop-Monitoring (BM):
Auf ÖFS- Untersuchungsflächen werden alle vorkommenden Biotoptypen flächenscharf, somit auch alle FFH-Lebensraumtypen, erfasst und kartiert. Jede Zwergstrauchheide auf Binnendünen wird als Kartiereinheit erfasst.
Benachbarte unterschiedliche Strukturtypen desselben Biotoptyps werden gesondert erfasst. Die Erfassung von Biotopkomplexen bzw. Kettenbiotopen ist nicht zulässig.
Weitere Strukturparameter, die immer erhoben werden müssen, sind:
- Biotopwert
- HNV- Wert
- Nutzungsintensität
- Wasserhaushalt
- Sonderstandort

Im Biotopmonitoring (BM) NRW werden Vorkommen dieses Lebensraumtyps im Rahmen einer zufallsverteilten repräsentativen Stichprobe analog der Kartiermethode ÖFS erhoben.

Grünlandkartierung:
Da die Lebensraumtypenflächen einem Totalzensus im Biotopmonitoring unterliegen, werden sie bei der Grünlandkartierung ausgespart. Grenzanpassungen zum umliegenden Grünland sind zu beachten.


LINK zur Kartieranleitung ÖFS/BM:
http://methoden.naturschutzinformationen.nrw.de/methoden/web/babel/media/oefs-erhebungsb%C3%B6gen.zip

LINK zur Bewertungsmatrix:
https://www.lanuv.nrw.de/natur/eingriffsregelung/numerische-bewertung-von-biotoptypen/