Inhalt:
Steckbrief des Biotop- und Lebensraumtypenkatalog NRW
4010 Feuchte Heiden des nordatlantischen Raums mit Erica tetralix =§30
letzte Änderung: 2018-06 -->siehe "Aktuelle Änderungen der Kartiermethode"
Dies sind Eigenschaften eines LRT, die insgesamt erfüllt sein müssen, damit ein konkreter Bestand bzw. eine Biotoptypenfläche einem Lebensraumtyp zugeordnet werden kann. Zu den Definitionskriterien gehören (Prioritätenreihenfolge): die relevanten Definitionen, die Standörtlichen Angaben, die ausschließlich zulässigen Biotoptypen, die obligat zutreffenden Eigenschaften (als Zusatzcode), die diagnostisch relevanten Arten, die typischen Syntaxa sowie die Beachtung der Abgrenzungen gegenüber verwandten Lebensraumtypen.
ist eingeschlossen in § 30 BNatSchG: 3. offene Binnendünen, offene natürliche Block-, Schutt- und Geröllhalden, Lehm- und Lösswände, Zwergstrauch-, Ginster- und Wacholderheiden, Borstgrasrasen, Trockenrasen, Schwermetallrasen, Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte
(Fauna-Flora-Habitat) Richtlinie 2006/105/EG DES RATES vom 20. November 2006: 4010 Feuchte Heiden des nordatlantischen Raumes mit Erica tetralix
Bundesnaturschutzgesetz § 30 Gesetzlich geschützte Biotope: 3. offene Binnendünen, offene natürliche Block-, Schutt- und Geröllhalden, Lehm- und Lösswände, Zwergstrauch-, Ginster- und Wacholderheiden, Borstgrasrasen, Trockenrasen, Schwermetallrasen, Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte,
Interpretation Manual EU27: 4010 Northern Atlantic wet heaths with Erica tetralix PAL.CLASS.: 31.11
1) Humid, peaty or semi-peaty heaths, other than blanket bogs, of the Atlantic and sub-Atlantic domains.
2) Plants: Erica tetralix.
3) Corresponding categories
United Kingdom classification: "M14 Schoenus nigricans-Narthecium ossifragum heath p.p.", "M15 Scirpus cespitosus-Narthecium ossifragum mire", "M16 Erica tetralix-Sphagnum compactum wet heath" and "H5 Erica vagans-Schoenus nigricans heath".
Nordic classification: "5121 Erica tetralix-typ".
Bundesnaturschutzgesetz § 30 Gesetzlich geschützte Biotope: Zwergstrauch-, Ginster- und Wacholderheiden
Von Zwergsträuchern, namentlich Heidekrautgewächsen, dominierte Pflanzenformationen, z.T. mit eingestreuten Wacholder- oder Besenginstergebüschen, auf überwiegend bodensauren Standorten vom Flachland bis in die alpine Stufe der Hochgebirge (Ericion tetralicis, Vaccinio-Genistetalia, Loiseleurio-Vaccinietea, Caricetea curvulae, Empetrion nigri). Neben natürlichen Vorkommen auf Dünen, Felsen, Blockhalden, in Mooren und im alpinen Bereich handelt es sich vorwiegend um anthropozoogene Ersatzgesellschaften zumeist bodensaurer Wälder, die durch extensive Beweidung, Plaggenhieb und gelegentliches Abbrennen oder durch Brachfallen von Magerwiesen entstanden sind.
Kennzeichnende dominierende Pflanzenarten sind z.B. Heidekraut (Calluna vulgaris), Glockenheide (Erica tetralix), Krähenbeere (Empetrum nigrum), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea), Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), Alpenrose (Rhododendron ferrugineum), Alpen-Bärentraube (Arctostaphylos alpina), Wacholder (Juniperus communis).
Definition für NRW (gilt im Zusammenhang mit den u.st. definitorischen Rubriken): Feuchte Zwergstrauchheiden und Heidevermoorungen mit Glockenheide (Erica tetralix). Meist von Glockenheide beherrschte, von Pfeifengras und Riedpflanzen durchsetzte und unterschiedlich dicht mit Moosen und Flechten unterwachsene Zwergstrauchheide auf sauren, nährstoffarmen, wechselnassen anmoorigen Sand- bis mäßig mächtigen Moorböden im Tiefland.
Voraussetzung für die Zuordnung sind oligotrophe Nährstoffverhältnisse und ein durch Vernässung geprägter Standort sowie mindestens frequentes Vorkommen (mehr als 1% Deckung) von Erica tetralix sowie das Vorkommen mindestens einer Torfmoosart (Sphagnum).
Der Lebensraumtyp findet sich in feuchten Dünentälern sowie in Heidemoorkomplexen. Sekundär sind die Anmoorheiden auf den Standorten des Betulo-Quercetum molinietosum und Betuletum pubescentis sowie als Folgestadien bis auf den Mineralboden abgetorfter ehemaliger Moore zu finden.
Kleinere Bereiche mit abweichender Vegetation, z.B. Schlenken mit Torfsubstraten oder kleine dystrophe Gewässer, können in die Abgrenzung mit einbezogen werden, sofern sie nicht eigenständig als LRT erfasst werden können.
Vorkommen auf entwässertem Hochmoortorf sind ausgeschlossen und ggf. als Moor-LRT zu fassen.
Verlust des LRT-Status:
Als Untergrenze gilt das Vorkommen von Erica tetralix mit mindestens 1 Prozent Deckung.
Auf feucht- bis wechselfeuchten, sandig-anmoorigen, bodensauren oder torfigen Böden. Die Vorkommen sind grund- oder stauwasserbeeinflusst oder liegen in niederschlagsreichen Gebieten. Typische Standorte des Lebensraumtyps sind abflusslose Niederungen, Ränder von Heideseen und Hochmooren auf nährstoff- und basenarmen, oberflächlich schwach humosen Mineralböden bis gering mächtigen Torfböden (Moorpodsol). Das hoch anstehende Bodenwasser ist meist schwefelwasserstoffhaltig, stark schwankend und steigt zeitweise im Winterhalbjahr bis über die Bodenoberfläche an.
DB0 = Feuchtheide
DB1 = Zwergstrauch-Feuchtheide
DB2 = Pfeifengras-Feuchtheide
str2 = geringmächtiger Torf ODER sts1 = auf Mineralboden
os = gesellschaftstypische Artenkombination vorhanden, sta = basenarm, sto = auf feucht-nassem Standort, str = Torfsubstrat, sts = Sand-Rohboden, th = torfmoosreich
a) Gefäßpflanzen
Dactylorhiza sphagnicola (Torfmoos-Knabenkraut), Drosera rotundifolia (Rundblättriger Sonnentau), Erica tetralix (Echte Glockenheide), Eriophorum angustifolium (Schmalblättriges Wollgras), Eriophorum vaginatum (Scheiden-Wollgras), Gentiana pneumonanthe (Lungen-Enzian), Lycopodiella inundata (Gemeiner Moor-Bärlapp), Molinia caerulea (Pfeifengras), Narthecium ossifragum (Beinbrech), Trichophorum germanicum (Deutsche Rasenbinse)
b) Moose:
Cephalozia connivens (Moor-Kopfsprossmoos), Cephalozia macrostachya (Grossähriges Kopfsprossmoos), Cladopodiella francisci (Heide Fusssprossmoos), Sphagnum affine (Kamm-Torfmoos), Sphagnum compactum (Dichtes Torfmoos), Sphagnum molle (Weiches Torfmoos), Sphagnum papillosum (Warziges Torfmoos), Sphagnum strictum (Steifes Torfmoos), Sphagnum subnitens (Feder-Torfmoos)
Störzeiger:
Dryopteris spec. (Wurmfarn unbestimmt), Polygonum spec. (Knöterich (Art unbestimmt)), Pteridium aquilinum (subsp. aquilinum) (Adlerfarn), Reynoutria spec. (Staudenknöterich), Urtica dioica (Grosse Brennessel)
Verband: Ericion tetralicis - ERN-V
Ass./Ges.: Ericetum tetralicis - ETET
Ass./Ges.: Sphagno compacti-Trichophoretum germanici - S-Tr
Standörtlich naheliegende Missverständnisse:
Abgrenzung zu 4030:
Über die Zuordnung von floristisch schlecht charakterisierten Übergangsbeständen zwischen 4010 und 4030 (BT DG0) entscheidet das Vorkommen bzw. Fehlen weiterer diagnostisch relevanter Pflanzenarten der beiden LRT sowie weiterer feuchte Verhältnisse anzeigender Kriterien (z.B. Algenwatten als Zeiger zeitweiliger Überflutung); treten aus beiden LRT weitere diagnostische Pflanzenarten im Bestand auf, ist eine weitere räumliche Differenzierung zu prüfen. Fehlen weitere diagnostisch relevante Pflanzenarten sowie weitere Kriterien vollständig, ist nach den Dominanzverhältnissen der Zwergsträucher zu entscheiden: Bestände ab 1/3 Erica-Anteil werden als LRT 4010 erfasst, Bestände mit weniger als 1/3 Erica-Anteil als LRT 4030.
Abgrenzung zu 7110/7120:
Es gibt fließende Übergänge zu den Übergangs- und Hochmooren (Erico-Sphagnetum magellanici). Typisch für den LRT 4010 ist in der Regel Mineralbodenanschluss oder eine nur geringe Rohhumus- bzw. Torfauflage. Erica-Bestände auf Torfen z.B. auf Torfrippen in abgetorften Hoch- oder Übergangsmooren sind nicht als LRT 4010 zu erfassen, sondern bei Zutreffen der Mindestanforderungen dem jeweiligen Moor-LRT zuzuordnen (oft 7120).
Abgrenzung zu 91D0:
Bei einer Gesamtdeckung von über 50% Moorbirken und bei Erfüllung der sonstigen Kriterien von 91D0 handelt es sich um den LRT 91D0 Moorwälder.
Abgrenzung zu 7150:
Der LRT 7150 ist ein typisches Strukturelement von Feuchtheiden, das in wechselnassen Schlenkenstrukturen typischerweise regelmäßig eingestreut ist und je nach Ausbildung des Geländereliefs meist nur kleinflächig ausgebildet ist. Kommen diagnostisch relevante Arten des LRT 7150 innerhalb von Feuchtheiden des LRT 4010 vor, ist der Schlenkenbereich gemäß den Kartierungshinweisen zu LRT 7150 auszukartieren und dem LRT 7150 zuzuordnen.
Abgrenzung zu NDB0
Feuchtheiden ohne Erica tetralix, aber mit Vorkommen anderer Zwergstraucharten und mit Torfmoosen, werden als NDB0 kartiert.
Dies sind Hinweise für die Kartierung, damit im Gelände die definitionsrelevanten Eigenschaften einer Biotoptypenfläche optimal erkannt und identifiziert werden kann.
Biogeographische Anmerkungen:
Link zur Verbreitungskarte:
http://ffh-bericht-2019.naturschutzinformationen.nrw.de/ffh-bericht-2019/de/nrw-bericht-karten/anhang-d/lrt/4010/atl
Aktuelle Änderungen der Kartiermethode:
2018-06: EZB: Änderungen => Kriterium Beeinträchtigungen
2018-04-10: Erweiterung der Mindestkriterien: Voraussetzung für die Zuordnung sind [...] sowie das Vorkommen mindestens einer Torfmoosart (Sphagnum).
2016-05-11: Definition präzisiert: ...als Folgestadien bis auf den Mineralboden abgetorfter ehemaliger Moore zu finden; Vorkommen auf entwässertem Hochmoortorf sind ausgeschlossen und ggf. als Moor-LRT zu fassen.; Beispiel für kleine abweichende Vegetationsausprägungen wurde korrigiert; Abgrenzungshinweise zu 4030 ergänzt
März 2015: Änderung im Bereich "Definition für NRW "; Vorkommen von Erica tetralix (mindestens 1 Prozent Deckung); "Zusatzcodes, die bei Zutreffen zwingend codiert werden müssen": Neu: sts - Sand-Rohboden
Biotopkataster - Kartierung:
Der Lebensraumtyp ist immer als Schutzwürdiger Biotop zu erfassen. Kartiergegenstand ist der Lebensraumtyp einschließlich weiterer Heide- und Moorlebensräume im Umfeld sowie der Degenerationsstadien z.B. mit Molinia.
Biotoptypenkartierung
• in FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten, Geschützten Biotopen, NSG-würdigen Biotopen:
Der Lebensraumtyp 4010 wird in jedem Fall der Biotoptypenkartierung unterzogen und als Gesetzlich geschützter Biotop gekennzeichnet.
Die Ergebnisse werden in allen Fällen in Objekte des Biotopkatasters übertragen oder aggregiert.
Der FFH-LRT 4010 erfährt in jedem Fall eine Erhaltungszustandsbewertung.
• in Maßnahmenkonzepten (MAKO)
Bestandserfassungen im Rahmen von MAKOs sind in der Regel nur in FFH- und Naturschutzgebieten relevant. Im Kern beinhalten diese Bestandserfassungen die für die Dokumentation der FFH-Gebiete bekannten Biotoptypenkartierungen und Erhaltungszustandsbewertungen.
Außerhalb von Wäldern wird allerdings, abgesehen von gesonderten Absprachen, grundsätzlich flächendeckend kartiert. Besonderes Augenmerk ist außerdem darauf zu richten, dass die erfassten Daten auch als Grundlage für die Ableitung von Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen dienen sollen. Bei den BTs sind daher auch Beeinträchtigungen und, soweit bekannt, bereits durchgeführte Maßnahmen (Vertragsnaturschutz) zu erfassen und gemäß Arbeitsanleitung zu codieren.
Naturschutzfachliche Maßnahmenvorschläge sind nicht originärer Bestandteil der BT-Kartierung, sondern werden im Rahmen der Maßnahmenplanung gesondert erfasst und in der Objektklasse „Maßnahmen“ codiert. Nähere Einzelheiten zum Vorgehen bei Maßnahmenkonzepten enthalten die Arbeitsanleitungen und EDV-Benutzerhandbücher unter: http://88.198.49.242/mako/install
• in ÖFS-Flächen und im Biotop-Monitoring (BM):
Auf ÖFS-Untersuchungsflächen werden alle vorkommenden Biotoptypen flächenscharf, somit auch alle FFH-Lebensraumtypen, erfasst und kartiert. Jede feuchte Heide wird als homogene Fläche kartiert.
Benachbarte unterschiedliche Strukturtypen desselben Biotoptyps werden gesondert erfasst. Die Erfassung von Biotopkomplexen bzw. Kettenbiotopen ist nicht zulässig.
Weitere Strukturparameter, die immer erhoben werden müssen, sind:
- Biotopwert
- HNV- Wert
- Nutzungsintensität
- Wasserhaushalt
- Sonderstandort
Im Biotopmonitoring (BM) werden in NRW Vorkommen dieses Lebensraumtyps aufgrund seiner Seltenheit in einer repräsentativen Stichprobe kartiert. siehe LINK zur ÖFS/ BM- Kartierung: http://www.naturschutzinformationen-nrw.de/methoden/de/downloads
LINK zur Kartieranleitung ÖFS/BM:
http://methoden.naturschutzinformationen.nrw.de/methoden/web/babel/media/oefs-erhebungsb%C3%B6gen.zip
LINK zur Bewertungsmatrix:
https://www.lanuv.nrw.de/natur/eingriffsregelung/numerische-bewertung-von-biotoptypen/