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Steckbrief des Biotop- und Lebensraumtypenkatalog NRW
7210* Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus und Arten des Caricion davallianae =§30
letzte Änderung: 2021-09-15 -->siehe "Aktuelle Änderungen der Kartiermethode"
Dies sind Eigenschaften eines LRT, die insgesamt erfüllt sein müssen, damit ein konkreter Bestand bzw. eine Biotoptypenfläche einem Lebensraumtyp zugeordnet werden kann. Zu den Definitionskriterien gehören (Prioritätenreihenfolge): die relevanten Definitionen, die Standörtlichen Angaben, die ausschließlich zulässigen Biotoptypen, die obligat zutreffenden Eigenschaften (als Zusatzcode), die diagnostisch relevanten Arten, die typischen Syntaxa sowie die Beachtung der Abgrenzungen gegenüber verwandten Lebensraumtypen.
eingeschlossen in § 30 BNatSchG: 2. Moore, Sümpfe, Röhrichte, Großseggenrieder, seggen- und binsenreiche Nasswiesen, Quellbereiche, Binnenlandsalzstellen,
(Fauna-Flora-Habitat) Richtlinie 2006/105/EG DES RATES vom 20. November 2006: 7210 * Kalkreiche Niedermoore mit Cladium mariscus und Arten von Caricion davallianae
Bundesnaturschutzgesetz § 30 Gesetzlich geschützte Biotope: 2. Moore, Sümpfe, Röhrichte, Großseggenrieder, seggen- und binsenreiche Nasswiesen, Quellbereiche, Binnenlandsalzstellen,
Interpretation Manual EU27: 7210 *Calcareous fens with Cladium mariscus and species of the Caricion davallianae PAL.CLASS.: 53.3
1) Cladium mariscus beds of the emergent-plant zones of lakes, fallow lands or succession stage of extensively farmed wet meadows in contact with the vegetation of the Caricion davallianae or other Phragmition species [Cladietum marisci (Allorge 1922) Zobrist 1935].
2) Plants: Cladium mariscus, Kostelezkia pentacarpos.
3) Corresponding categories
United Kingdom classification: "S2 Cladietum marisci", "S24 Peucedano-Phragmitetum australis", "S25 Phragmites australis-Eupatorium cannabinum fen", "M9 Carex rostrata- Calliergon spp. mire", "M13 Schoenus nigricans-Juncus subnodulosus mire", "M14 Schoenus nigricans-Narthecium ossifragum mire", "M24 Molinia caerulea-Cirsium dissectum fen Interpretation Manual - EUR27 Page 87 meadow", "SD14 Salix repens-Campylium stellatum dune slack" and "SD 15 Salix repens-Calliergon cuspidatum dune slack".
German classification: "3804 Schneidenröhricht".
Nordic classification: "3441a Cladium mariscus-variant".
4) In contact with calcareous fens (7230), but also with acid fens, extensive wet meadows, other reed
beds and tall sedge communities.
5) Sterner, R. (1926). Ölands växtvärld. Södra Kalmar län III. Hjalmar Appeltoffts Bokhandel, Kalmar, 237 pp.
Bundesnaturschutzgesetz § 30 Gesetzlich geschützte Biotope: Sümpfe
Überwiegend baumfreie, teils gebüschreiche, von Sumpfpflanzen dominierte Lebensgemeinschaften auf mineralischen bis torfigen Nassböden, die durch Oberflächen-, Quell- oder hoch anstehendes Grundwasser geprägt sind. Zum Teil sind sie natürlich, vielfach jedoch erst durch Waldrodung und nachfolgende Nutzung als Streu- oder Futterwiesen entstanden. Kennzeichnend sind: Kleinseggensümpfe saurer bis kalkreicher Standorte und Kopfbinsenriede (Scheuchzerio-Caricetea nigrae p.p.), Schneiden- und
Großseggenriede (Magnocaricion), Schachtelhalm- (Equisetum spp.) und Hochstaudenvegetation (Filipendulion, Senecion fluvatilis), Weidensumpfgebüsche (Salicion cinereae).
Definition für NRW (gilt im Zusammenhang mit den u.st. definitorischen Rubriken): Von Schneide (Cladium mariscus) dominierte Röhrichte (Cladietum marisci) sowie Übergänge von Cladium-Röhrichten zu Kleinseggenriedern auf kalkreichen Böden. Die Schneidenbestände können in Zusammenhang oder Durchdringung mit verschiedenen Kontakt-Gesellschaften wie z.B. kalkreichen Niedermooren (Caricion davallianae), aber auch sauren Niedermooren und zum feuchten Extensivgrünland, v.a. Pfeifengraswiesen (Junco-Molinion) sowie zu anderen Röhrichten (Phragmition) und Großseggenrieden (Magnocaricion) stehen. Das Vorkommen weniger Einzelpflanzen reicht für eine Zuordnung zu diesem Lebensraumtyp nicht aus, vielmehr sollen Cladium-Bestände abgegrenzt werden.
Verlust des LRT-Status:
Kriterium für die Zuordnung zu diesem Lebensraumtyp ist das Vorkommen von Schneide (Cladium mariscus) mit einem Mindestdeckungsgrad von 10%.
Uferzonation mesotropher Seen (Kalk-Mudden), kalkhaltige Quellwasseraustritte; Grünlandbrachen (mahdempfindlich) auf kalkreichen Standorten. Die Grundwasserstände liegen bei 0 bis 10 cm unter der Flur oder die Flächen sind überstaut (Uferröhrichte). Auch saure Niedermoor- und mineralische Grünland- oder Röhricht-Nassstandorte.
CF0 = Röhrichtbestand
CF1 = Röhrichtbestand niedrigwüchsiger Arten
CF2 = Röhrichtbestand hochwüchsiger Arten
keine
os = gesellschaftstypische Artenkombination vorhanden, sta = basenarm, stb = basenreich, sto = auf feucht-nassem Standort, stv = episodisch überflutet
Carex elata (Steife Segge), Carex lasiocarpa (Faden-Segge), Carex panicea (Hirse-Segge), Cladium mariscus (Schneide), Juncus alpinoarticulatus (subsp. alpinoarticulatus) (Alpen-Binse), Peucedanum palustre (Sumpf-Haarstrang), Phragmites australis (subsp. australis) (Schilf), Schoenoplectus tabernaemontani (Graue Teichbinse), Scutellaria galericulata (Sumpf-Helmkraut), Solanum dulcamara (Bittersüsser Nachtschatten), Thelypteris palustris (Sumpffarn), Typha angustifolia (Schmalblättriger Rohrkolben)
Störungszeiger - Sumpfarten mit N-Zahl >5:
Epilobium hirsutum (Zottiges Weidenröschen), Glyceria maxima (Wasser-Schwaden), Impatiens glandulifera (Drüsiges Springkraut), Juncus effusus (subsp. effusus) (Flatter-Binse), Phalaris arundinacea (subsp. arundinacea) (Rohr-Glanzgras), Urtica dioica (Grosse Brennessel)
Verband: Magnocaricion elatae - MAN-V (Magno)Caricion elatae
Ass./Ges.: Cladietum marisci - CMAR
Standörtlich naheliegende Missverständnisse:
Abgrenzung zu LRT 7230:
Einzelpflanzen bzw. -vorkommen von Cladium mariscus innerhalb von Kalk-Flachmooren (Caricion davallianae) sind als Bestandteile des Flachmoor-Biotopkomplexes dem Lebensraumtyp Kalkreiche Niedermoore (7230) zuzuordnen.
Abgrenzung zu LRT 7140:
Hauptkriterium für die Zuordnung zum LRT 7210 ist das Vorkommen von Schneide (Cladium mariscus) mit einem Mindestdeckungsgrad über 10%. Die diagnostisch relevanten Arten müssen insgesamt eine Deckung von mindestens 50% haben.
Dies sind Hinweise für die Kartierung, damit im Gelände die definitionsrelevanten Eigenschaften einer Biotoptypenfläche optimal erkannt und identifiziert werden kann.
Biogeographische Anmerkungen:
Link zur Verbreitungskarte:
http://ffh-bericht-2019.naturschutzinformationen.nrw.de/ffh-bericht-2019/de/nrw-bericht-karten/anhang-d/lrt/7210/atl
Aktuelle Änderungen der Kartiermethode:
2021-09-15: Sumpfarten mit N-Zahl >5: Phragmites australis (subsp. australis) (Schilf), Scutellaria galericulata (Sumpf-Helmkraut), Solanum dulcamara (Bittersüsser Nachtschatten), Thelypteris palustris (Sumpffarn), Typha angustifolia (Schmalblättriger Rohrkolben) stehen nun wieder richtigerweise unter "Diagnostisch relevante Arten" nicht unter "Störzeiger".
2018-06-04: Verlust des LRT-Status wurde geändert; 50% LRT-typische Arten sind nicht mehr erforderlich
Mai 2016: Molinia carulea und Myrica gale als diagn. rel. Art gestrichen; Zusatzcodes ergänzt: sta, stb
März 2015: Anpassung im Bereich "Diagnostisch relevante Pflanzenarten in NRW" Juncus alpinus, -->Juncus alpinoarticulatus (subsp. alpinoarticulatus)
Biotopkataster - Kartierung:
Alle 7210 Biotope erfahren eine Biotoptypenkartierung, die in allen Fällen als Gesetzlich geschützte Biotope gekennzeichnet und in den Sachdaten im BK-Dokument zusammengefasst und ggf. aggregiert werden.
Für eine BK-Gebietsabgrenzung sind zur Pufferung hinreichend große Bereiche des Umfeldes zu sichern.
Biotoptypenkartierung
• in FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten, Geschützten Biotopen, NSG-würdigen Biotopen:
Der Lebensraumtyp 7210 wird immer einer Biotoptypenkartierung (Objektklasse BT) unterzogen und erfährt in jedem Fall eine Erhaltungszustandsbewertung einschließlich einer Dokumentation der Einzelparameter.
Die Objekte werden in jedem Fall als Gesetzlich geschützter Biotop gekennzeichnet.
Die Ergebnisse werden in allen Fällen in Objekte des Biotopkatasters übertragen oder aggregiert.
• in Maßnahmenkonzepten (MAKO)
In MAKOs erfolgt die Biotoptypenkartierung vor dem Hintergrund der Ableitung von Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen. Außerhalb von Wäldern wird grundsätzlich flächendeckend kartiert. Bei der Erfassung der BTs sind auch Beeinträchtigungen zu erfassen. Bei Wäldern erfolgt eine BT-Kartierung in der Regel nicht flächendeckend, sondern beinhaltet eine normale BT-Kartierung der wertgebenden Bestände (LRT und § 30 – Biotope) sowie eine im Aufwand reduzierte Erfassung von „Entwicklungsflächen“. Dabei werden nur der jeweilige Haupt-Biotoptyp und die vorkommenden Wuchsklassen erfasst, sowie Angaben zum Handlungsbedarf gemacht. Auch in den Wald-BT der Lebensraumtypen sind im Rahmen der BT-Kartierung die jeweils bestimmenden Wuchsklassen zu aufzunehmen, die den Charakter des jeweiligen BT ausmachen, um daraus handlungssteuernde Schlüsse ziehen zu können. Bei Handlungsbedarf sollen entsprechende naturschutzfachliche Maßnahmenvorschläge festgehalten werden. Nähere Einzelheiten zum Vorgehen bei der elektronischen Datenerfassung enthalten die zu den Fachthemen bereitgestellten EDV-Benutzerhandbücher.
• in ÖFS-Flächen und im Biotop-Monitoring (BM):
Auf ÖFS-Untersuchungsflächen werden alle vorkommenden Biotoptypen flächenscharf, somit auch alle FFH-Lebensraumtypen, erfasst und kartiert. Jedes Schneiden-Röhricht wird als homogene Fläche kartiert.
Benachbarte unterschiedliche Strukturtypen desselben Biotoptyps werden gesondert erfasst. Die Erfassung von Biotopkomplexen bzw. Kettenbiotopen ist nicht zulässig.
Im Biotopmonitoring (BM) werden alle Vorkommen dieses Lebensraumtyps aufgrund seiner Seltenheit im Totalzensus kartiert. siehe LINK zur ÖFS/ BM- Kartierung
Grünlandkartierung:
Im Rahmen der Kartierung naturschutzfachlich wertvollen Grünlands oder anderer Kartierungen werden BM-Totalzensusflächen dieses LRT ausgespart, die Daten umliegender Flächen sind an die BM-Daten anzupassen.
LINK zur Kartieranleitung ÖFS/BM:
http://methoden.naturschutzinformationen.nrw.de/methoden/web/babel/media/oefs-erhebungsb%C3%B6gen.zip
LINK zur Bewertungsmatrix:
https://www.lanuv.nrw.de/natur/eingriffsregelung/numerische-bewertung-von-biotoptypen/