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Kartieranleitungen in Nordrhein-Westfalen


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Steckbrief des Biotop- und Lebensraumtypenkatalog NRW

8150 Silikatschutthaldentlw. §30

letzte Änderung: 2016-05-17 -->siehe "Aktuelle Änderungen der Kartiermethode"

Dies sind Eigenschaften eines LRT, die insgesamt erfüllt sein müssen, damit ein konkreter Bestand bzw. eine Biotoptypenfläche einem Lebensraumtyp zugeordnet werden kann. Zu den Definitionskriterien gehören (Prioritätenreihenfolge): die relevanten Definitionen, die Standörtlichen Angaben, die ausschließlich zulässigen Biotoptypen, die obligat zutreffenden Eigenschaften (als Zusatzcode), die diagnostisch relevanten Arten, die typischen Syntaxa sowie die Beachtung der Abgrenzungen gegenüber verwandten Lebensraumtypen.

deckt sich teilweise mit § 30 BNatSchG: (2) 3. offene Binnendünen, offene natürliche Block-, Schutt- und Geröllhalden, Lehm- und Lösswände,

(Fauna-Flora-Habitat) Richtlinie 2006/105/EG DES RATES vom 20. November 2006: 8150 Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas

Bundesnaturschutzgesetz § 30 Gesetzlich geschützte Biotope: (2) 3. offene Binnendünen, offene natürliche Block-, Schutt- und Geröllhalden, Lehm- und Lösswände,

Interpretation Manual EU27: 8150 Medio-European upland siliceous screes PAL.CLASS.: 61.12
1) Siliceous screes of hills of western and central Europe, with Epilobium collinum, Galeopsis segetum, Senecio viscosus, Anarrhinum bellidifolium, Cryptogramma crispa. Upland siliceous, screes, often resulting from quarry activity, and colonised by very impoverished forms of the Alpine communities, usually rich in mosses, lichens and sometimes ferns, notably Cryptogramma crispa, are included, but should not be taken into account.
2) Plants: Epilobium collinum, Galeopsis segetum, Senecio viscosus, Anarrhinum bellidifolium, Cryptogramma crispa

Bundesnaturschutzgesetz § 30 Gesetzlich geschützte Biotope: Offene natürliche Block-, Schutt- und Geröllhalden:
Natürlich entstandene, waldfreie Block-, Schutt- und Geröllhalden aus unterschiedlichen Gesteinen im Bergland und den Alpen. Meist nur schütterer Pflanzenbewuchs, vornehmlich aus Flechten, Moosen und Farnen sowie sonstigen Fels-, Schutt- und Geröllpflanzen (Thlaspietea rotundifolii, Seslerion variae p.p.). Vereinzelt sind Gebüsche, Bäume und Baumgruppen eingestreut. An den Rändern schließen meist unter Ziffer 4 geschützte Schlucht-, Blockhalden- und Hangschuttwälder an.

Definition für NRW (gilt im Zusammenhang mit den u.st. definitorischen Rubriken): Natürliche und naturnahe Silikatschutthalden der kollinen bis montanen Stufe, z.T. an trocken-warmen Standorten, mit Galeopsietalia segetum-Gesellschaften. Vorkommen in aufgelassenen Abbaubereichen mit einer naturnahen Entwicklung gehören zu diesem Typ. Die Silikatschutthalden sind z.T. reich an Farnen und Moosen.
Unter § 30 BNatSchG fallen nur offene natürlich entstandene waldfreie Block-, Schutt- und Geröllhalden. Deshalb sind Vorkommen des FFH-LRT 8150 in aufgelassenen Abbaubereichen auch bei naturnaher Entwicklung nicht als Gesetzlich geschützter Biotop zu kennzeichnen.
Sekundäre Aufschlüsse durch aktiven Steinbruchbetrieb sind ausgeschlossen. Ebenso gehören Vorkommen auf Ablagerungen (z.B. Deponien, Halden in aktiven Abbaubereichen) nicht zum Typ.

Verlust des LRT-Status:
Für die Einstufung als FFH-Lebensraumtyp 8150 muss innerhalb der Silikat-Schutthalde mindestens eine Pflanzengesellschaft der aufgeführten Syntaxa in typischer Ausbildung nachgewiesen und dokumentiert werden.

Zum Lebensraumtyp gehören die natürlichen und naturnahen Schutthalden aus saurem Gestein in der Hügel- und Bergstufe. Der Hangschutt ist meist festliegend. Eingeschlossen sind trocken-warme Ausbildungen (meist Süd- oder West-exponiert) wie auch frische Ausbildungen (meist Nord-exponiert). Trocken-warme Standorte sind durch Gesellschaften des Gelben Hohlzahns gekennzeichnet. Frische Standorte der Schutthalden sind reich an Farnen und Moosen.

GB2 = natürliche Silikat-Blockschutt- / Feinschutthalde
GB4 = sekundäre Silikat-Blockschutt- / Feinschutthalde

os = gesellschaftstypische Artenkombination vorhanden
tp = Schutthaldenvegetation

tg = moosreich, ti = flechtenreich

a) Gefäßpflanzen:
Chaenorhinum minus (Kleiner Orant), Epilobium collinum (Hügel-Weidenröschen), Epilobium lanceolatum (Lanzettliches Weidenröschen), Galeopsis segetum (Saat-Hohlzahn), Senecio viscosus (Klebriges Greiskraut)
b) Moose:
Andreaea rupestris (Felsen-Klaffmoos), Antitrichia curtipendula (Widerhakenmoos), Barbilophozia barbata (Gewöhnliches Bart-Spitzmoos), Brachythecium reflexum (Kleines-Berg-Kurzbüchsenmoos), Dicranum fuscescens (Braunes Gabelzahnmoos), Diplophyllum albicans (Hellstreifiges Doppelblattmoos), Eurhynchium angustirete (Stumpfblättriges Schönschnabelmoos), Grimmia hartmanii (Himbeer-Kissenmoos), Grimmia montana (Berg-Kissenmoos), Grimmia trichophylla (Harrblatt-Kissenmoos), Hedwigia ciliata (Wimpern-Hedwigsmoos), Hedwigia stellata (Stern-Hedwigsmoos), Hylocomium brevirostre (Grosses Hainmoos), Isothecium myosuroides (Kleines Mausschwanzmoos), Lophozia sudetica (Sudeten-Spitzmoos), Paraleucobryum longifolium (Langblättriger Weissgabelzahn), Ptilium crista-castrensis (Federmoos), Racomitrium affine (Verwandte Zackenmütze), Racomitrium heterostichum (Ungleichästige Zackenmütze), Racomitrium lanuginosum (Zottige Zackenmütze), Scapania nemorea (Hain-Spatenmoos), Thuidium delicatulum (Zartes Thujamoos), Thuidium recognitum (Echtes Thujamoos), Tritomaria quinquedentata (Fünfzähniges Ungleichlappenmoos)
c) Flechten auf Erde: Rentierflechten wie
Arthrorhaphis citrinella, Baeomyces rufus (Braune Köpfchenflechte), Cladonia arbuscula s.l., Cladonia cervicornis s.l., Cladonia ciliata s.l., Cladonia coccifera s.l., Cladonia crispata s.l., Cladonia fimbriata (Trompetenflechte), Cladonia gracilis, Cladonia macilenta subsp. floerkeana, Cladonia macrophylla, Cladonia portentosa (Graue Rentierflechte), Cladonia pyxidata s.l., Cladonia rangiferina (Echte Rentierflechte), Cladonia squamosa s.l., Cladonia uncialis, Dibaeis baeomyces (Rosa Köpfchenflechte), Peltigera horizontalis, Trapeliopsis pseudogranulosa
d) Flechten auf Steinen beschattet/luftfeucht:
Hypogymnia physodes (Blasenflechte), Lecidea lapicida s.l., Lecidea lithophila, Lecidea plana, Lepraria caesioalba, Lepraria incana (Gewöhnliche Krätzeflechte), Lepraria lobificans, Parmelia saxatilis (Felsen-Schüsselflechte), Placidium spec., Porpidia crustulata, Porpidia macrocarpa, Porpidia tuberculosa, Rhizocarpon obscuratum, Trapelia coarctata, Trapelia involuta, Trapelia placodioides, Umbilicaria deusta (Berusste Nabelflechte)
e) Flechten auf Steinen exponiert:
Acarospora fuscata, Buellia aethalea, Lecanora polytropa, Lecidea fuscoatra, Parmelia omphalodes (Nabel-Schüsselflechte), Rhizocarpon geographicum s.l., Rhizocarpon lecanorinum (Gewöhnliche Landkartenflechte), Rhizocarpon spec., Stereocaulon dactylophyllum, Xanthoparmelia conspersa, Xanthoparmelia mougeotii

Verband: Galeopsion segetum - GSN-V
Ass./Ges.: Epilobio lanceolati-Galeopsietum segetum - EL-GA
Verband: Grimmion commutatae - GRCN-V
Verband: Racomitrion lanuginosi - RALN-V
Verband: Andreaeion rupestris - ARN-V
Verband: Lecideion tumidae - Li-Lt-V
Verband: Parmelion conspersae - Li-Pc-V
Verband: Crocynio membranaceae-Hypogymnion physodis - Li-C-H-V
Verband: Leprarion chlorinae - Li-Lc-V
Verband: Cystocoleion nigri - Li-Cn-V

Standörtlich naheliegende Missverständnisse:
Abgrenzung zu LRT 8160:
Die Abgrenzung erfolgt über das Vorkommen der in den Steckbriefen aufgeführten typischen Pflanzengesellschaften im LRT 8150 Kalkschutthalden.
Abgrenzung zu NGB0
Fragmentgesellschaften der hier aufgeführten Syntaxa werden nicht als 8150, sondern als NGB0 kartiert.
Abgrenzung zu 9180 und NAY0:
Ab einer Deckung von über 50% Bewaldung wird der entsprechende Wald-Lebensraumtyp (9180 Schlucht- und Hangmischwälder bzw. NAY0 Schutzwürdige und gefährdete Schlucht und Hangschuttwälder) kartiert.

Dies sind Hinweise für die Kartierung, damit im Gelände die definitionsrelevanten Eigenschaften einer Biotoptypenfläche optimal erkannt und identifiziert werden kann.

Biogeographische Anmerkungen:

Link zur Verbreitungskarte:
http://ffh-bericht-2019.naturschutzinformationen.nrw.de/ffh-bericht-2019/de/nrw-bericht-karten/anhang-d/lrt/8150/atl

Aktuelle Änderungen der Kartiermethode:
2016-05-17: Standörtliche Angaben wurden ergänzt; os als obligater ZCode ergänzt; Überarbeitung der Liste lebensraumtypischer Flechten; der obligate Zusatzcode stt = Standort primär wurde gestrichen (gem. BfN-Definition gehören Vorkommen in aufgelassenen Abbaubereichen mit einer naturnahen Entwicklung zu diesem Typ.)

Biotopkataster - Kartierung:
Alle bekannten Vorkommen des prioritären FFH-Lebensraumtyps 8150 werden in das Biotopkataster übernommen.
Unter § 30 BNatSchG fallen nur offene natürlich entstandene waldfreie Block-, Schutt- und Geröllhalden. Deshalb sind Vorkommen des FFH-LRT 8150 in aufgelassenen Abbaubereichen auch bei naturnaher Entwicklung nicht als Gesetzlich geschützter Biotop zu kennzeichnen.

Biotoptypenkartierung

• in FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten, Geschützten Biotopen, NSG-würdigen Biotopen:
Der Lebensraumtyp 8150 wird in jedem Fall der Biotoptypenkartierung unterzogen. Voraussetzung der Zuordnung einer Schutthalde zu diesem Lebensraumtyp ist das Vorkommen von Vegetation der aufgeführten Syntaxa.
In die Abgrenzung sollte der gesamte wald- und gebüschfreie Teil der Schutthalde einbezogen werden, wenn in nennenswerten Flächen entsprechende Vegetation ausgebildet ist. Schutthalden ganz ohne Vegetation höherer Pflanzen sind nicht zu erfassen.
Vorkommen in aufgelassenen Abbaubereichen mit einer naturnahen Entwicklung gehören zu diesem Typ. Vorkommen auf Ablagerungen (z.B. Deponien, Halden in aktiven Abbaubereichen) gehören nicht zum Typ.
Zum Lebensraumtyp gehört die gesamte waldfreie Schutthalde, auch wenn die kennzeichnende Vegetation aktuell nur in Teilbereichen ausgebildet ist.
Der FFH-LRT 8150 erfährt immer eine Erhaltungszustandsbewertung einschließlich einer Dokumentation der Einzelparameter.
Unter § 30 BNatSchG fallen nur offene natürlich entstandene waldfreie Block-, Schutt- und Geröllhalden. Deshalb sind Vorkommen des FFH-LRT 8150 in aufgelassenen Abbaubereichen auch bei naturnaher Entwicklung nicht als Gesetzlich geschützter Biotop zu kennzeichnen.
• in ÖFS-Flächen und im Biotop-Monitoring (BM):
Auf ÖFS-Untersuchungsflächen werden alle vorkommenden Biotoptypen flächenscharf, somit auch alle FFH-Lebensraumtypen, erfasst und kartiert. Jede Silikatschutthalde wird als homogene Fläche kartiert.
Benachbarte unterschiedliche Strukturtypen desselben Biotoptyps werden gesondert erfasst. Die Erfassung von Biotopkomplexen bzw. Kettenbiotopen ist nicht zulässig.

Im Biotopmonitoring (BM) werden in NRW alle Vorkommen dieses Lebensraumtyps aufgrund seiner Seltenheit im Totalzensus kartiert. siehe LINK zur ÖFS/ BM- Kartierung


LINK zur Kartieranleitung ÖFS/BM:
http://methoden.naturschutzinformationen.nrw.de/methoden/web/babel/media/oefs-erhebungsb%C3%B6gen.zip

LINK zur Bewertungsmatrix:
https://www.lanuv.nrw.de/natur/eingriffsregelung/numerische-bewertung-von-biotoptypen/