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Steckbrief des Biotop- und Lebensraumtypenkatalog NRW
NAW0 Nieder- und Mittelwälder
letzte Änderung: 2019-09-26 --> s. Kartierungshinweise
Dies sind Eigenschaften eines LRT, die insgesamt erfüllt sein müssen, damit ein konkreter Bestand bzw. eine Biotoptypenfläche einem Lebensraumtyp zugeordnet werden kann. Zu den Definitionskriterien gehören (Prioritätenreihenfolge): die relevanten Definitionen, die Standörtlichen Angaben, die ausschließlich zulässigen Biotoptypen, die obligat zutreffenden Eigenschaften (als Zusatzcode), die diagnostisch relevanten Arten, die typischen Syntaxa sowie die Beachtung der Abgrenzungen gegenüber verwandten Lebensraumtypen.
kein Biotoptyp des § 30 BNatSchG
Definition für NRW (gilt im Zusammenhang mit den u.st. definitorischen Rubriken): Nieder- und Mittelwälder mit erkennbarer Nieder- oder Mittelwaldstruktur aus heimischen Laubbaumarten, häufig mit Eichen- und Hainbuchendominanz.
Erlen-Niederwälder gehören nicht zum LRT.
Verlust des LRT-Status:
Nieder- und/oder Mittelwald-typische Strukturen sind in mehr als 50% des Bestandes vorhanden. Bestände mit einem Anteil von mehr als 70 Prozent heimischer Laubbaumarten in der Baum- und/oder Strauchschicht gehören zum LRT. Ebenso können Ausbildungen mit Störzeigerarten in der Kraut- und Strauchschicht und einer Deckung von weniger als 50 Prozent noch zum Lebensraumtyp zählen.
Silikat- oder Kalkgestein mit allen Übergängen.
AA0 = Buchenwald
AA1 = Eichen-Buchenmischwald
AA2 = Buchenmischwald mit heimischen Laubbaumarten
AA3 = Buchenmischwald mit nicht heimischen Laubbaumarten
AA4 = Buchenmischwald mit Nadelbaumarten
AB0 = Eichenwald
AB1 = Buchen-Eichenmischwald
AB3 = Eichenmischwald mit heimischen Laubbaumarten
AB4 = Eichenmischwald mit nicht heimischen Laubbaumarten
AB5 = Eichenmischwald mit Nadelbaumarten
AB9 = Hainbuchen-Eichenmischwald
AG1 = Sonstiger Laub(misch)wald mit mehreren heimischen Laubbaumarten
AQ0 = Hainbuchenwald
AQ1 = Eichen-Hainbuchenmischwald
AQ4 = Hainbuchenmischwald mit heimischen Laubbaumarten
AQ5 = Hainbuchenmischwald mit nicht heimischen Laubbaumarten
AQ6 = Hainbuchenmischwald mit Nadelbaumarten
AU0 = Aufforstung, Pionierwald
BA1 = flächiges Kleingehölz mit vorwiegend heimischen Baumarten
BA2 = flächiges Kleingehölz mit vorwiegend nicht heimischen Baumarten
td = Niederwaldstrukturen erkennbar ODER te = Mittelwaldstrukturen erkennbar
ta = starkes Baumholz (BHD 50 bis 80 cm), ta1 = mittleres Baumholz (BHD 38 bis 50 cm), ta11 = sehr starkes Baumholz (BHD 80 bis 100 cm), ta12 = Blöße, ta2 = geringes Baumholz (BHD 14 bis 38 cm), ta3 = Stangenholz (BHD 7 bis 14 cm), ta4 = Dickung (BHD bis 7 cm), ta5 = Jungwuchs (Pflanzung oder Naturverjüngung)
Unterverband: Cephalanthero-Fagenion - CEFN-UV
Ass./Ges.: Carici-Fagetum - C-FA
Verband: Carpinion betuli - CRP-V
Ass./Ges.: Galio sylvatici-Carpinetum betuli - GA-C
Verband: Quercion roboris - QN-V
Ass./Ges.: Luzulo-Quercetum petraeae - LU-Q
Standörtlich naheliegende Missverständnisse:
Abgrenzung zu LRT 9110/9130/9150:
Ist der Buchenanteil der Baum- und Strauchschicht >30%, dann ist zu prüfen, ob es sich um den LRT 9110, 9130 oder 9150 handelt.
Abgrenzung zu LRT 9160:
Wenn die Eiche und/oder die Hainbuche in der Baum- und Strauchschicht einen Anteil von mehr als 50% aufweisen und wenn mindestens ein Feuchtezeiger und eine diagnostisch relevante Art der Krautschicht des LRT 9160 vorhanden ist, dann ist zu prüfen, ob der Bestand als LRT 9160 „Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald“ anzusprechen ist.
Abgrenzung zu LRT 9190:
Ist der Eichenanteil der Baum- und Strauchschicht >30% und wird die Krautschicht von den Arten der Eichenwälder (Quercion robori-petraeae) geprägt, dann ist zu prüfen, ob es sich um den LRT 9190 handelt.
Dies sind Hinweise für die Kartierung, damit im Gelände die definitionsrelevanten Eigenschaften einer Biotoptypenfläche optimal erkannt und identifiziert werden kann.
Biogeographische Anmerkungen:
keine
Aktuelle Änderungen der Kartiermethode:
2019-09-26 Zulässigen Biotopcode "AU0" ergänzt
2016-05-09: Definition - Erlen-Niederwälder gehören nicht zum LRT
Biotopkataster - Kartierung:
Kartiergegenstand ist der Lebensraumtyp einschließlich seiner verschiedenen Alters- und Sukzessionsstadien.
Im Zuge der Abgrenzung sind schutzwürdige Nieder- und Mittelwälder großflächig als Komplexe zusammenzufassen, sofern insgesamt der schutzwürdige Laubwaldanteil größer als 50% ist. Waldrandstrukturen sind mit Waldmantel und Waldsäumen in die Abgrenzungen einzubeziehen.
Die Erfassung der schutzwürdigen Nieder- und Mittelwälder als schutzwürdiger Biotop erfolgt gemäß dem Schutzzielkonzept bzw. den jeweiligen Kartiervorgaben des LANUV. Die nicht gesetzlich geschützten NAW0-Biotope werden innerhalb von FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten und naturschutzwürdigen Biotopen einer Biotoptypenkartierung unterzogen.
Biotoptypenkartierung
• in FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten, Geschützten Biotopen, NSG-würdigen Biotopen:
Der Lebensraumtyp NAWO wird in FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten, NSG-würdigen Biotopen einer Biotoptypenkartierung unterzogen.
• Biotoptypenkartierung in Maßnahmenkonzepten (MAKOS)
In MAKOs erfolgt die Biotoptypenkartierung mit dem Ziel der Ableitung von Erhaltungs- und Entwicklungs-maßnahmen.
Außerhalb von Wäldern wird grundsätzlich flächendeckend kartiert. Bei Wäldern erfolgt eine BT-Kartierung in der Regel nicht flächendeckend, sondern beinhaltet eine normale BT-Kartierung der Lebensraumtypen gemäß FFH-Richtlinie und der § 30/42 – Biotope sowie eine im Aufwand reduzierte Erfassung von „Entwicklungsflächen“. Unter Entwicklungsflächen werden Bereiche jenseits von LRT und § 30/42-Biotoptypen verstanden, in denen innerhalb des Planungszeitraumes Maßnahmen zur Entwicklung in Richtung LRT oder § 30/42 Biotop durchgeführt werden sollen/können. In den Entwicklungsflächen werden nur der jeweilige Haupt-Biotoptyp und die vorkommenden Wuchsklassen erfasst, um daraus handlungssteuernde Schlüsse ziehen zu können. Bei allen BTs sind auch Beeinträchtigungen zu erfassen und gemäß Arbeitsanleitung zu codieren. In den Wald-BT der Lebensraumtypen ist im Rahmen der Bewertung des Erhaltungszustandes die jeweils bestimmende Wuchsklasse aufzunehmen, die den Charakter des jeweiligen BTs ausmacht. Gleichzeitig sollen naturschutzfachliche Maßnahmenvorschläge festgehalten werden. Nähere Einzelheiten zum Vorgehen enthalten die zu den Fachthemen bereitgestellten Arbeitsanleitungen und EDV-Benutzerhandbücher.
• in ÖFS-Flächen:
Auf ÖFS-Untersuchungsflächen werden alle vorkommenden Biotoptypen flächenscharf, somit auch alle FFH-Lebensraumtypen, erfasst und kartiert. Benachbarte unterschiedliche Strukturtypen desselben Biotoptyps werden gesondert erfasst. Die Erfassung von Biotopkomplexen bzw. Kettenbiotopen ist im Gegensatz zur Biotopkatasterkartierung nicht zulässig. Weitere Strukturparameter, die immer erhoben werden müssen, sind:
- Biotopwert
- Bestandesstrukturen
- Sonderstrukturen (aus historischer Nutzung)
- Nutzungseigenschaften
- Wuchsklassen
- Wasserhaushalt
- Sonderstandort
- Beeinträchtigungen
- Maßnahmen
- Deckung der Pflanzenarten, getrennt nach 1.- und 2. Baum- Strauch- und Krautschicht
Im Biotopmonitoring (BM) werden die Vorkommen dieses Lebensraumtyps nicht erfasst.
Alle Wälder gehören nicht zur Agrarlandschaft und werden daher im Rahmen des High Nature Value Farmland- Indikators (HNV) mit 0 bewertet.
Ausnahme: Kleingehölze < 1 Hektar können in ihrer Ausprägung als „Feldgehölze“ gezählt werden. Sie gehören damit zur Agrarlandschaft.
LINK zur Kartieranleitung ÖFS/BM:
http://methoden.naturschutzinformationen.nrw.de/methoden/web/babel/media/oefs-erhebungsb%C3%B6gen.zip
LINK zur Bewertungsmatrix:
https://www.lanuv.nrw.de/natur/eingriffsregelung/numerische-bewertung-von-biotoptypen/