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Kartieranleitungen in Nordrhein-Westfalen


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Steckbrief des Biotop- und Lebensraumtypenkatalog NRW

NE00 Mesophiles Wirtschaftsgrünland incl. Brachen

letzte Änderung: 2019-03-21 --> s. Kartierungshinweise

Dies sind Eigenschaften eines LRT, die insgesamt erfüllt sein müssen, damit ein konkreter Bestand bzw. eine Biotoptypenfläche einem Lebensraumtyp zugeordnet werden kann. Zu den Definitionskriterien gehören (Prioritätenreihenfolge): die relevanten Definitionen, die Standörtlichen Angaben, die ausschließlich zulässigen Biotoptypen, die obligat zutreffenden Eigenschaften (als Zusatzcode), die diagnostisch relevanten Arten, die typischen Syntaxa sowie die Beachtung der Abgrenzungen gegenüber verwandten Lebensraumtypen.

kein § 30 BNatSchG Biotoptyp

Landesnaturschutzgesetze NRW:

Definition für NRW (gilt im Zusammenhang mit den u.st. definitorischen Rubriken): Schutzwürdiges und gefährdetes Grünland incl. Brachen trockener bis mäßig feuchter Standorte (nicht mager oder feucht / nass), das nicht den Kartierungskriterien der FFH-Lebensraumtypen 6510 „Glatthafer- und Wiesenknopf-Silgenwiesen“ oder 6520 „Berg-Mähwiesen“ und nicht einem Biotoptyp nach § 30 BNatSchG oder § 42 LNatSchG entspricht.
Das sind arten- und krautreiche, mäßig intensive Mähwiesen, Mähweiden oder Weiden mit Arrhenatherion-, Trisetion- oder Cynosurion-Fragmentgesellschaften.

Verlust des LRT-Status:
im Tiefland von NRW unterhalb 200m ü. NN:
mit mindestens 6 diagnostisch relevanten Pflanzenarten, die unter Ausschluss von Wiesenfuchsschwanz und Glatthafer in der Summe eine Deckung von mehr als 1% einnehmen müssen.
im Bergland von NRW oberhalb von 200m ü. NN:
mit mindestens 9 diagnostisch relevanten Pflanzenarten, die unter Ausschluss von Wiesenfuchsschwanz und Glatthafer in der Summe eine Deckung von mehr als 5% einnehmen müssen.

Meist auf trockenen bis frischen, nährstoffreichen Standorten, i.d.R. mehrschürig, mit Wiesen-, Mähweidenutzung oder Beweidung

EA0 = Fettwiese
EB0 = Fettweide
EB2 = frische bis mässig trockene Mähweide
EE0a = Fettgrünlandbrache
HK2 = Streuobstwiese

keine

vi0 = Gehölze im Grünland, in Brachen, vk1 = Die Kennarten treten in der Summe frequent und regelmäßig mit einer Deckung > 1% auf

a) Referenzliste für schutzwürdige mesophile Wiesen, Mähweiden und Weiden
Achillea millefolium (Wiesen-Schafgarbe), Ajuga reptans (Kriechender Günsel), Alchemilla vulgaris (Spitzlappiger Frauenmantel), Bellis perennis (Gänseblümchen), Campanula rapunculus (Rapunzel-Glockenblume), Cardamine pratensis (Wiesen-Schaumkraut), Centaurea scabiosa (Skabiosen-Flockenblume), Cerastium arvense (Acker-Hornkraut), Crepis capillaris (Kleinköpfiger Pippau), Cynosurus cristatus (Weide-Kammgras), Lathyrus pratensis (Wiesen-Platterbse), Leontodon saxatilis (Nickender Löwenzahn), Lysimachia nummularia (Pfennigkraut), Medicago lupulina (Hopfenklee), Plantago lanceolata (Spitz-Wegerich), Prunella vulgaris (Gemeine Braunelle), Ranunculus acris (Scharfer Hahnenfuss), Rumex acetosa (Sauerampfer), Scorzoneroides autumnalis (Herbst-Löwenzahn), Senecio erraticus (Spreizendes Wasser-Greiskr.), Trifolium dubium (Kleiner Klee), Trifolium pratense (Wiesen-Klee), Veronica chamaedrys (Gamander-Ehrenpreis Sa.), Veronica serpyllifolia (Quendel-Ehrenpreis), Vicia cracca (Vogel-Wicke)
b) Zusätzlich LRT-Kennarten von 6510 und 6520
Alchemilla monticola (Bergwiesen-Frauenmantel), Alopecurus pratensis (Wiesen-Fuchsschwanzgras), Anthoxanthum odoratum (Gewöhnliches Ruchgras), Arrhenatherum elatius (Gewöhnlicher Glatthafer), Bistorta officinalis (Wiesen-Knöterich), Campanula glomerata (Knäuel-Glockenblume), Campanula patula (Wiesen-Glockenblume), Campanula rotundifolia (Rundblättrige Glockenblume), Carum carvi (Wiesen-Kümmel), Centaurea jacea (Wiesen-Flockenblume), Centaurea nigra s.l. (Schwarze Flockenblume), Centaurea pseudophrygia (Perücken-Flockenblume), Chaerophyllum hirsutum (Rauhhaariger Kälberkropf), Colchicum autumnale (Herbstzeitlose), Crepis biennis (Wiesen-Pippau), Crepis mollis (Weicher Pippau), Daucus carota (Wilde Möhre), Festuca nigrescens (Horst-Rotschwingel), Galium album (Weisses Labkraut), Geranium pratense (Wiesen-Storchschnabel), Geranium sylvaticum (Wald-Storchschnabel), Helictotrichon pubescens (Flaum-Hafer), Heracleum sphondylium (Wiesen-Bärenklau), Hieracium caespitosum (Wiesen-Habichtskraut), Hieracium pilosella (Kleines Habichtskraut), Hypericum maculatum (Geflecktes Johanniskraut), Knautia arvensis (Acker-Witwenblume), Lathyrus linifolius (Berg-Platterbse), Leontodon hispidus (Rauher Löwenzahn), Leucanthemum vulgare agg. (Wiesen-Margerite Sa.), Luzula multiflora (Vielblütige Hainsimse), Lychnis flos-cuculi (Kuckucks-Lichtnelke), Malva moschata (Moschus-Malve), Meum athamanticum (Bärwurz), Pastinaca sativa (Pastinak), Peucedanum carvifolia (Kümmelblatt-Haarstrang), Phyteuma nigrum (Schwarze Teufelskralle), Phyteuma orbiculare (Kopfige Teufelskralle), Phyteuma spicatum (Ährige Teufelskralle), Pimpinella major (Grosse Bibernelle), Poa chaixii (Wald-Rispengras), Potentilla erecta (Blutwurz), Primula elatior (Hohe Schlüsselblume), Rhinanthus minor (Kleiner Klappertopf), Salvia pratensis (Wiesen-Salbei), Sanguisorba officinalis (Grosser Wiesenknopf), Silaum silaus (Wiesen-Silau), Symphytum officinale (Gemeiner Beinwell), Thalictrum flavum (Gelbe Wiesenraute), Tragopogon pratensis (Wiesen-Bocksbart Sa.), Trifolium aureum (Gold-Klee), Trisetum flavescens subsp. flavescens (Gewöhnlicher Wiesen-Goldhafer), Trollius europaeus (Trollblume), Valeriana excelsa subsp. excelsa (Kriechender Arznei-Baldrian), Vicia sepium (Zaun-Wicke)

Weiterhin können alle übrigen Mager-, Feuchte- und Nässezeiger (s. NEC0, NED0) bei der Bestimmung der unteren Kartierschwelle herangezogen werden, solange sie nicht frequent vorkommen, da dann der LRT NED0 oder NEC0 vorliegen würde

Verband: Arrhenatherion - AHN-V fragmentarisch
Ass./Ges.: Arrhenatheretum elatioris - AEL artenarme Ausbildungen
Verband: Polygono-Trisetion - POTN-V fragmentarisch
Verband: Cynosurion cristati - CYSN-V fragmentarisch, magere Ausbildungen
Subassoziation: Cynosuro-Lolietum typicum - C-Lt

Standörtlich naheliegende Missverständnisse:
Abgrenzung zu NED0:
Mesophiles Grünland mit Magerkeitszeigern (bei Vorkommen eines Magerkeitszeigers mit einer Deckung von mehr als 1%) wird als NED0 kartiert.
Abgrenzung zu NEC0:
Mesophiles Grünland mit Feuchtezeigern (bei Vorkommen eines Feuchtezeigers mit einer Deckung von mehr als 1%) wird als NEC0 kartiert.
Abgrenzung zu 6510:
Bei mindestens 4 lebensraumtypischen Kennarten der Glatthafer- und Wiesenknopf-Silgenwiesen, die in Summe mit einer Deckung von mehr als 1% vorkommen, und einer Gesamtdeckung von Störzeigerarten incl. Beweidungszeigern kleiner 50% wird der Bestand als 6510 kartiert.
Abgrenzung zu 6520:
Bei Vorkommen von mindestens 4 lebensraumtypischen Kennarten der Berg-Mähwiesen und einer Gesamtdeckung von Störzeigerarten incl. Beweidungszeigern kleiner 50% wird der Bestand als 6520 kartiert.

Dies sind Hinweise für die Kartierung, damit im Gelände die definitionsrelevanten Eigenschaften einer Biotoptypenfläche optimal erkannt und identifiziert werden kann.

Biogeographische Anmerkungen:

keine

Aktuelle Änderungen der Kartiermethode:
2019-03-21: Liste der bei NE00 genannten 6510+6520er Kennarten wurde ergänzt
2019-02-27: Angleichung Liste Kennarten wie LRT 6510 & 6520
2016-12-05: gültigen Biotoptyp ergänzt: EB2 = frische bis mässig trockene Mähweide
2016-03-24: diagnostisch relevante Arten: Colchicum autumnale aus "a) Referenzliste für schutzwürdige mesophile Wiesen, Mähweiden und Weiden" gestrichen; Standörtliche Angaben: "frisch-feucht" durch "frisch" ersetzt; Biotoptyp HK2 ergänzt
2015-05-19: Ergänzung im Bereich "Zusätzlich LRT-Kennarten von 6510 und 6520" mehrere versehentlich nicht dargestellte Arten, Änderung Überschrift b)
2015-05-18: Ergänzung im Bereich "Zusätzliche Kennarten von 6510 und 6520": Leucanthemum vulgare agg.
2015-04-17: Ergänzung Zusatzcode vk1
2015-04-10: Ergänzung Zusatzcodes: vi0; diagnostisch relevante Arten: Ceratium holostoides,Geranium molle, Carex flacca gestrichen; Anpassung Definition NRW (...diagnostisch relevanten Pflanzenarten (siehe Listen unten))

Biotopkataster - Kartierung:
Grünland, insbesondere wenn es die Qualität entsprechender Lebensraumtypen hat, aber auch Grünland in Schutzgebieten sowie Grünland in Auenlage wird regelmäßig in die Abgrenzung Schutzwürdiger Biotope einbezogen. Mitunter können Grünland-Lebensraumtypen auch ausschlaggebende Bestandteile Schutzwürdiger Biotope sein und sogar die Naturschutzwürdigkeit begründen. Nähere Hinweise zur Einstufung von Grünlandbiotopen sind dem jeweiligen naturräumlichen Schutzzieldokument zu entnehmen.
Die nicht gesetzlich geschützten NE00-Biotope werden innerhalb von FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten und naturschutzwürdigen Biotopen einer Biotoptypenkartierung unterzogen.

Biotoptypenkartierung

• in FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten, Geschützten Biotopen, NSG-würdigen Biotopen:
Die nicht gesetzlich geschützten NE00-Biotope werden innerhalb von FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten und naturschutzwürdigen Biotopen einer Biotoptypenkartierung unterzogen.
Anders als FFH-Lebensraumtypen erfährt NE00 in keinem Fall eine Erhaltungszustandsbewertung. Die evtl. kleinflächigen Vorkommen des LRT NE00 sollen nicht einzeln und punktgenau aufgenommen werden, vielmehr sollen ganze Bereiche gleichartiger Ausstattung abgegrenzt werden, in denen der LRT den Mindestanforderungen genügt. Als Größenanhalt sollten Flächen i.d.R. ab 1000 qm betrachtet bzw. nicht unterschritten werden.
• in ÖFS-Flächen
In der ÖFS wird jede mesophile Grünlandfläche als Bewirtschaftungseinheit kartiert. Folgende Strukturparameter müssen immer zusätzlich angegeben werden.
- Biotopwert
- HNV- Wert
- AUM (Agrarumweltmaßnahmen)
- Beweidungssystem, Beweidungsintensität
- Weidetiere
- Mahdintensität, Mahdtermin
- Umzäunung
- Aufforstung

Im Biotopmonitoring (BM) wird mesophiles Grünland nicht kartiert.

Grünlandkartierung:
Als klassischer Bestandteil naturschutzfachlich wertvollen Grünlands wird der Lebensraumtyp in Rahmen der Biotoptypenkartierung mit den erweiterten Erfassungsmethoden für Grünland kartiert.

Mesophiles Grünland gehört nahezu immer zur Agrarlandschaft. Ausgenommen sind nur solche Flächen, die zu einer landwirtschaftlichen Nutzfläche gehören, die kleiner als 1 ha ist und vollständig von Siedlungsflächen umgeben ist. Die HNV- Bewertung erfolgt analog der Biotopbewertung.

LINK zur Kartieranleitung ÖFS/BM:
http://methoden.naturschutzinformationen.nrw.de/methoden/web/babel/media/oefs-erhebungsb%C3%B6gen.zip

Als NE00 angesprochenes, mesophiles Grünland hat den Biotopwert 4.

LINK zur Bewertungsmatrix:
https://www.lanuv.nrw.de/natur/eingriffsregelung/numerische-bewertung-von-biotoptypen/